«An ihm habe ich Freude»

Predigt zum Tauferinnerungsgottesdienst

Gehalten am 15. Juni 2025 in der Stadtkirche Zofingen
Text: Matthäus 3,11–17

[11] Johannes sagte: »Ich taufe euch mit Wasser, denn ihr wollt euer Leben ändern. Aber nach mir kommt einer, der ist mächtiger als ich. Ich bin es nicht einmal wert, ihm die Sandalen auszuziehen: Er wird euch mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen.

[12] Er hat die Worfschaufel in seiner Hand. Damit wird er sein Getreide gründlich aussieben. Seinen Weizen wird er in die Scheune bringen. Aber das Stroh wird er in einem Feuer verbrennen, das nicht ausgeht.«

[13] Damals kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes.

Er wollte sich von ihm taufen lassen.

[14] Johannes versuchte, ihn davon abzuhalten. Er sagte: »Ich müsste doch eigentlich von dir getauft werden! Und du kommst zu mir?«

[15] Jesus antwortete: »Das müssen wir jetzt tun. So erfüllen wir, was Gottes Gerechtigkeit fordert.« Da gab Johannes nach.

[16] Als Jesus getauft war, stieg er sofort aus dem Wasser. In diesem Moment öffnete sich der Himmel über ihm. Er sah den Geist Gottes, der wie eine Taube auf ihn herabkam.

[17] Da erklang eine Stimme aus dem Himmel: »Das ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Freude.«


Liebe Gemeinde,

Die Geschichte, die wir in diesem Tauferinnerungsgottesdienst gehört haben, führt uns hin zu einer der wichtigsten Fragen des christlichen Lebens: Bin ich getauft? – so soll das in irgendeiner Form in meinem Leben sichtbar werden.

Wir haben die Geschichte von der Taufe Jesu gehört. Man fragt sich: Was hat diese Geschichte mit unserem Leben zu tun? Wenn ich an die Verheißung Gottes glaube, dann muss dies mein Leben prägen. Doch – viel leichter gesagt als getan! Denn sehr schnell stellt sich die Frage, wie das konkret im Leben aussehen soll. Und damit geraten wir in echte Schwierigkeiten. Anzunehmen, dass man ein Kind Gottes ist – das ist das eine; dies zu leben, ist das andere. Und die Frage stellt sich natürlich: Was soll ich als Kind Gottes denn verwirklichen?

Jesus gibt allen, die an ihn glauben, ein Beispiel für das Leben und zeigt, wie Gott mit uns Menschen umgeht. Ich denke, genau das ist es, was in dieser biblischen Geschichte zentral ist. Ich glaube, dass man auch heute noch mit der Herausforderung Jesu leben kann – aber man muss dazu das Leben bewusst wahrnehmen. Wer dies tut, stellt sich bald die Frage nach den Prioritäten im Leben: Was ist mir persönlich wichtig? Und wie steht es im Verhältnis zu den anderen Dingen, die mein Leben bestimmen?

Die Bibel gibt uns auf diese Fragen kein allgemeines Rezept, aber sie erzählt eine Geschichte. In dieser Geschichte handelt Jesus exemplarisch – und das macht sein Handeln für uns so bedeutsam. Er lässt sich taufen, um deutlich zu machen, dass er es ernst mit uns meint.

Im Evangelium heißt es, Jesus ließ sich freiwillig taufen – und darauf folgte die feierliche Anerkennung seiner Gotteskindschaft:

„Das ist mein geliebter Sohn…“

Wenn wir bedenken, dass Jesus seine Nachfolgerinnen und Nachfolger als seine Geschwister betrachtete, bekommt diese göttliche Stimme auch für uns Bedeutung. Doch was kann man als heutiger Mensch aus dieser Geschichte mitnehmen?

Wenn wir die Geschichte aufmerksam lesen, bekommen wir einige Hinweise, wie man das eigene Leben gestalten kann – im Vertrauen auf Gott. Zunächst fällt auf: Jesus macht durch sein Handeln in einer konkreten Situation deutlich, dass man nicht vorschnell urteilen sollte. Menschen sehen eine Situation und greifen auf gewohnte Bilder und Muster zurück. Sie glauben zu wissen, wie man zu handeln hat.

Im Verhältnis zu Gott gibt es Dinge, die gesellschaftlich oder religiös akzeptiert sind. So etwa, dass Johannes kleiner sei als Jesus und sich demütig vor ihm beugen müsse. Doch gerade das geschieht nicht. Und das ist entscheidend.

Viele Dinge – so meinen wir – dürfte man eigentlich nicht tun. Johannes steht exemplarisch für eine Haltung, die meint, im Recht zu sein, weil sie sich an eine bekannte Ordnung hält. Aber Jesus stellt genau diese Haltung infrage. Er fordert keine Nachfolge nach vorgefertigten Regeln – sondern fordert, sich die jeweilige Situation genau anzuschauen. Deshalb handelt er exemplarisch. Deshalb besteht er auf seiner Taufe. Er bietet ein Handlungsmuster an.

Er macht deutlich: Das Leben verlangt von uns, selbst Entscheidungen zu treffen. Und: Im Moment der Entscheidung muss man mit dem Herzen sehen. Ein seltsames Bild – und doch wahr. Wer sich auf die Tiefe seines Herzens einlässt, handelt oft näher an Gott als durch festgefügte Muster.

Aber wir Menschen sind geneigt, alles nach bekannten Mustern einzuordnen. Genau das tun auch die Jünger – und liegen falsch. Jesus rückt sie zurecht.

Wer nach Gottes Willen lebt – so wie Jesus es uns vorgelebt hat –, lebt in der Freiheit der Entscheidung. Ja, auch Menschen, die nicht glauben, können frei entscheiden – das ist richtig. Der Unterschied bei Christinnen und Christen ist: Sie schöpfen ihre Orientierung nicht nur aus eigenen Erfahrungen, sondern aus dem Handlungsmuster Jesu.

Diese Geschichte spricht für mich etwas ganz Zentrales aus: Wenn man die eigenen Vorurteile beiseitelässt, gewinnt man ungehinderten Zugang zu Gott und zu den Mitmenschen.

Jesus zeigt uns: Wir dürfen uns auf Gottes Fürsorge verlassen. Wer handelt wie ein Kind Gottes, dem eröffnen sich neue Perspektiven. Kinder wissen, dass sie für ihre Eltern der Mittelpunkt sind. Sie dürfen kommen, wann immer sie wollen. Sie leben ihr Urvertrauen. Genau dieses Vertrauen will Jesus uns zusprechen: Wir dürfen jederzeit – ohne Vorbehalte – zu Gott kommen. Unter allen Umständen.

Wir sind eingeladen, ihn anzurufen – und er nimmt uns ernst.

Oder anders gesagt: Jesus macht durch seine exemplarische Handlung deutlich – wir brauchen keine Angst vor Gott zu haben. Wir sind nie lästig, wir kommen nie ungelegen. Wir sind Gottes Kinder – und als solche immer willkommen.

Wenn man die Geschichte noch einmal im Zusammenhang mit der Taufe betrachtet, wird klar: Jesus bietet ein Muster an, das uns ermutigt. Kinder lernen durch die Vorbilder der Eltern. Als Kinder Gottes – als Jesu Geschwister – dürfen wir uns an seinem Vorbild orientieren: Wir dürfen frei urteilen, frei handeln – im Vertrauen auf einen Gott, der uns liebt und ernst nimmt.

Die Taufe ist das Zeichen dieses Vertrauens auf Gottes Zusage. Die Zusage Gottes, dass er an Jesus Freude hat, gilt auch uns – seinen Schwestern und Brüdern.

Gottes Segen gilt auch heute – für alle, die ihm unbedingt vertrauen und seine Zusagen ernst nehmen wollen. Und: Auch schon das Wollen hilft uns Menschen, nicht an Idealvorstellungen zu scheitern.

Amen.

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